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Nägeli, der Stimmungsmacher

Fotonachweis: Christian Altorfer©
Fotonachweis: Christian Altorfer©

Enorm, welche Energien Hans Georg Nägeli an diesem Freitagabend in der Zürcher Tonhalle freigesetzt hat. Am Schluss des Festkonzerts am 26. Mai 2023, Nägelis 250. Geburtstag, war der Saal in Hochstimmung. Auf der extra erweiterten Bühne boten Chöre mit über 200 Sängerinnen und Sängern sowie das Jugendsinfonieorchester Crescendo Beethovens «Ode an die Freude» dar – ein gewaltiger Abschluss einer umfangreichen Veranstaltung.

Moment, es waren viel mehr Stimmen: Das Publikum konnte bei Beethovens Werk mitsingen, wie auch gleich anschliessend bei der Aufführung von Nägelis legendärem und populärem Lied «Freut euch des Lebens». Eine einladende Handbewegung des Dirigenten Roger Widmer – und schon hängte man sich im Zuschauerraum je nach Temperament voll rein, bis hin zum stehenden Applaus.

Nägeli hätte es wohl gefallen. «Das gesellige Zusammenspiel und die Reaktion des Publikums schienen Hans Georg Nägeli besonders zu freuen.» So beschreibt der Historiker Andrea Schmid in seiner Jubiläumsschrift zu Nägelis Leben dessen grosses Bestreben. «Die soziale Kraft von gemeinsam erlebter Musik», das war zentral für den pädagogisch, gesellschaftlich und politisch engagierten sowie unternehmerisch tätigen Nägeli.

Fotonachweis: Christian Altorfer©

Der von Daniel Fueter moderierte Abend in der Tonhalle hat Nägelis Wesen wohl auch gerade deshalb gut getroffen, weil bei weitem nicht nur Nägeli aufgeführt wurde. Wie die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr in ihrem Grusswort darlegte, stellt man bei genauerem Hinsehen überrascht fest, wie weitreichend die Wirkung des Musikpioniers ist: Vor allem sein Bemühen, Singen in die breite Bevölkerung zu bringen, in Schulen, in neugegründete Institute und Chöre, dabei vor allem auch Frauen und Mädchen einzubeziehen. Auch der Wetziker Stadtrat Remo Vogel wies in seiner Begrüssung auf wiederentdeckte Langfristwirkungen des berühmten Wetzikers hin.

Man könnte sagen: Nägeli hat seinerzeit ein dynamisches Programm gestartet, zu dem es gut passt, dass nun sechs verschiedene Chöre zu seinen Ehren auf der Bühne standen: Frauenchor Bubikon, Projektchor Zürcher Oberland, Männerchor Zürich, Kammerchor der Zürcher Hochschule der Künste, schwuler Männerchor Zürich, Junger Kammerchor Zürich. Dazu kam noch die belgische Pianistin Els Biesemans, die den Instrumentalkomponisten Hans Georg Nägeli auf dem Hammerklavier würdigte. Eine grosse Vielfalt von Werken wurde dargeboten, moderne, witzige. Und unter den Sängerinnen und Sängern viele junge Stimmen, wie sie Nägeli seinerzeit, laut Schmids Buch, in Briefen an Kollegen schwärmend beschrieben hatte.

Beat Gygi

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